Alice Pauli. Galeristin, Sammlerin und Mäzenin

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Im Gedenken an die Grosszügigkeit von Alice Pauli würdigt die Ausstellung den einzigartigen Lebensweg einer Pionierin und präsentiert mit berühmten Namen der internationalen zeitgenössischen Kunst und Persönlichkeiten der Schweizer Kunstszene die Kunstschaffenden, die diese aussergewöhnliche Frau stets mit Freuden um sich vereint hat.

Bei ihrem Tod setzt Alice Pauli (Moutier 1922–2022 Lausanne) den Kanton Waadt als Alleinerben zugunsten des Musée cantonal des Beaux-Arts ein. Die Ausstellung Alice Pauli. Galeristin, Sammlerin und Mäzenin bietet dem Museum die Möglichkeit, das Publikum zur Entdeckung dieses neuen Teils seines Kulturerbes einzuladen und den einzigartigen Werdegang dieser Lausanner Persönlichkeit nachzuzeichnen.

In zehn Themenkreisen bietet die Schau die kontextuellen Schlüssel für den Lebensweg einer Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Neben den in die Sammlung des MCBA aufgenommenen Werken zeugen Leihgaben von Museen, Stiftungen und Privatsammlungen von dem Einsatz der Galeristin und Sammlerin für die Kunstschaffenden, die sie unterstützte und oft öffentlich bekannt gemacht hat. Grossformatige Textilarbeiten von Magdalena Abakanowicz, Jagoda Buić und Jean Lurçat ehren die Galeristin, die gemeinsam mit ihrem Mann Pierre Pauli zur Lancierung der Biennales internationales de la tapisserie beitrug. Die Arbeiten von Berühmtheiten der internationalen zeitgenössischen Kunst, darunter Louise Nevelson, Giuseppe Penone, Pierre Soulages und Maria Helena Vieira da Silva, zeugen von Begegnungen anlässlich des Salon international de galeries-pilotes. Ihre Beziehungen zur Schweizer Kunstszene werden durch Werke von Louis Soutter, Jean Lecoultre und Juan Martínez verdeutlicht. Zwei Räume, die der polnischen und jugoslawischen Kunstszene der 1960er-Jahre sowie dem Werk von Alicia Penalba gewidmet sind, betonen ebenfalls die wegweisenden Fähigkeiten einer Frau, die vom Wunsch beseelt war, ihre künstlerischen Emotionen und ihre Leidenschaft für die Kunst mit dem Publikum zu teilen.

Kuratorium: Camille Lévêque-Claudet, Konservator für alte und moderne Kunst, MCBA

Ausstellungsführer
Credits und Bildunterschrift:
Alice Pauli, fotografiert im Atelier eines Bildhauers, um 1955 (Detail) © Alle Rechte vorbehalten

Mitwirkende Künstler.innen

Über 40 Künstler.innen

Magdalena Abakanowicz
Geneviève Asse
Enrico Baj
Balthus
Georg Baselitz
Julius Bissier
Pierrette Bloch
Jagoda Buić
Philippe Cognée
Roberto Crippa
Willem de Kooning
Jim Dine
Jean Dubuffet
Dušan Džamonja
Émilienne Farny
Lucio Fontana
Sam Francis
Alberto Giacometti
Sheila Hicks
Rebecca Horn
Alain Huck
Anselm Kiefer
Maria Łaszkiewicz
Jean Lecoultre
Jean Lurçat
Zbigniew Makowski
Juan Martínez
Louise Nevelson
Nunzio
Alicia Penalba
Giuseppe Penone
Jean-Pierre Pincemin
Arnulf Rainer
Jean Paul Riopelle
Mariette Rousseau-Vermette
Erica Rutherford
Wojciech Sadley
Emil Schumacher
Sean Scully
Pierre Soulages
Louis Soutter
Frank Stella
Miroslav Šutej
Mark Tobey
Maria Helena Vieira da Silva
Rajmund Ziemski

Biografie

Ende der 1940er-Jahre beginnt sich Alice Pauli (Moutier 1922–2022 Lausanne), die damals in der Uhrenbranche tätig ist, für Kunst und Ausstellungen zu interessieren. Ihre ersten Schritte auf dem Kunstmarkt macht sie 1954, als sie den Vertrieb der Tapisserien von Jean Lurçat übernimmt. Zusammen mit ihrem Ehemann Pierre Pauli trägt sie zur Lancierung der Biennales internationales de la tapisserie bei, die in den Räumen des MCBA im Palais de Rumine stattfinden.

Im Jahr 1961 eröffnet Alice Pauli eine Galerie in der Avenue de Rumine in Lausanne. Von Anfang an ist sie bestrebt, ihrer Tätigkeit eine internationale Ausstrahlung zu verschaffen, und widmet eine ihrer ersten Ausstellungen den Lithografien von Sam Francis. Insbesondere dank des Salon international de galeries-pilotes im MCBA lernt sie zahlreiche ausländische zeitgenössische Kunstschaffende kennen (Maria Helena Vieira da Silva, Mark Tobey, Alicia Penalba), deren Werke sie dem Lausanner Publikum vorstellt. Sie fördert Schweizer Kunstschaffende wie Jean Lecoultre, Catherine Bolle und Juan Martínez. Die Projekte, die sie mit diesen realisiert, verleihen dem Westschweizer Kunstleben einen aussergewöhnlichen Aufschwung und tragen zum hohen Ansehen der Galerie Alice Pauli bei. Gleichzeitig nimmt sie an grossen internationalen Messen teil und erweitert so ihre Tätigkeit und ihr Netzwerk. Als ihr Sohn Olivier 1989 zu ihr stösst, verlegt sie ihre Galerie in das Lausanner Quartier du Flon in Räume, die sich besser für grossformatige Werke eignen.

Für ihre persönliche Sammlung behält Alice Pauli Werke von Kunstschaffenden, deren Laufbahn sie mit Leidenschaft verfolgt und mit denen sie gelegentlich dauerhafte Freundschaften schliesst. Diese Werke, die an den Wänden ihres Hauses hängen und in ihrem Garten stehen, begleiten sie im Alltag und helfen ihr, die schmerzhaften Prüfungen des Lebens zu bestehen.

Alice Pauli und das MCBA

In den 1990er-Jahren gehört Alice Pauli zu den ersten und aktivsten Persönlichkeiten, die das Projekt für den Bau eines neuen Kunstmuseums unterstützen. Sie setzt ihr Engagement fort, indem sie zur Finanzierung des neuen Gebäudes beiträgt, das 2019 auf der Plateforme 10 eröffnet wird. Für die Ausschmückung der Eingangshalle stiftet sie eine monumentale

Skulptur von Giuseppe Penone. Mit weiteren Schenkungen bedeutender Kunstwerke, unter anderem von Pierre Soulages, Anselm Kiefer, Louise Nevelson, William Kentridge, Rebecca Horn und Anish Kapoor, bereichert sie regelmässig die Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst des MCBA.

Publikation

Alice Pauli: Galeriste, collectionneuse, mécène

Camille Lévêque-Claudet mit Magali Junet, Alice Pauli: Galeriste, collectionneuse, mécène, Lausanne, Musée cantonal des Beaux-Arts, Lyon, Fage Editions, 2025, 200 S.

CHF 32.-

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