
Eugène Grasset
Kunst und Ornament
Im Mittelpunkt der grossen Retrospektive, die das Musée cantonal des Beaux-Arts in Lausanne dieses Frühjahr veranstaltet, steht Eugène Grasset (1845-1917), Dekorationskünstler im Paris der Jahrhundertwende. Möbel, Plakate, Illustrationen, Tapisserien, Keramiken, Glasmalereien, Schmuck, Kalender, dekorative Grafiken… Eugène Grasset übte einen entscheidenden Einfluss auf die Erneuerung der dekorativen Kunst in Frankreich zur Zeit des Jugendstils aus.
Der gebürtige Lausanner, der die französische Staatsbürgerschaft annahm, liess sich 1871 in Paris nieder, wo er aufgrund seines Umgangs mit den Künstlern des Cabaret Le Chat Noir und vor allem mit dem Drucker Charles Gillot an der industriellen und ästhetischen Erneuerung der Möbel-, Illustrations- und Plakatkunst beteiligt war. Als Sohn eines Kunsttischlers, der sich die zukünftige Kunst nicht ohne Naturbeobachtung vorstellen konnte, besass er eine umfassende Bildung und Kenntnis der Materialien und Techniken, die er in den Dienst einer modernen, den Alltagsgegenständen gewidmeten dekorativen Schönheit stellte. Für neomittelalterliche, japonisierende und symbolistische Strömungen empfänglich, wurde er nach seiner Ausstellung im Salon des Cent von 1894 zum Lehrmeister der neuen Generation. Er schuf nicht nur die berühmte Semeuse à tout vent, die Säerin, die zum Signet des Verlags Larousse wurde, sondern entwarf auch eine eigene Schrift, die «Grasset». An der Pariser Weltausstellung 1900 feierte er Triumphe mit seinen Schmuckentwürfen für den Juwelier Henri Vever.
Seine Tätigkeit als Lehrer und Theoretiker, die in den beiden Veröffentlichungen La Plante et ses applications ornementales (1896-1897) und Méthode de composition ornementale (1905) ihren Höhepunkt fand, liess ihn zu einem Vorbild für zahlreiche Künstler werden, darunter Alphonse Mucha, Augusto Giacometti, Maurice Pillard-Verneuil und Paul Berthon.