Francis Alÿs. As Long As I’m Walking
Die Francis Alÿs (*1959) gewidmete Einzelausstellung bietet einen Überblick über die Videos, Gemälde und Zeichnungen des Künstlers mit besonderem Augenmerk auf eines der zentralen Themen seiner Arbeit: das Gehen, von der Stadtwanderung bis zur Erkundung von Territorien und deren Grenzen.
Durch seine scheinbar harmlosen Streifzüge erdenkt sich Alÿs nicht nur die Stadt, sondern er erzählt auch Geschichten, verbreitet Gerüchte und kartografiert das soziale Gefüge durch mehr oder weniger lange Aktionen, indem er bestimmte Gegenstände zieht, schiebt oder trägt, die als Hinweis dienen, um die durch den Körper in Bewegung erzählte Geschichte zu verstehen.
Während Alÿs in den meisten seiner frühen Videos als Protagonist auftritt, steht er in einer 1999 begonnenen Werkserie, den Children’s Games, hinter der Kamera. In diesen in verschiedenen Ländern gedrehten Videos treffen die imaginären Räume der Kindheit auf die fiktiven Räume des Künstlers und bieten ihm einen Einstiegsort, um sich unbekannten Situationen oder Kontexten zuzuwenden. So beobachtet Alÿs während seiner ersten Reise nach Kabul im Jahr 2010 spielende Kinder und filmt eines ihrer Lieblingsspiele, das ihn zu Reel-Unreel (2011) inspiriert, einem der zentralen Werke, die aus seinen Recherchen in Afghanistan hervorgehen und die in Lausanne zusammen mit Gemälden und Arbeiten auf Papier gezeigt werden. In diesem Projekt wie in seinen urbanen Streifzügen
enthüllt der Künstler das zutiefst subversive Potenzial des Spiels und der Fiktion und ermöglicht uns, die Realität wenn nicht neu zu gestalten, so doch anders zu denken
Francis Alÿs (*1959 in Antwerpen) wendet sich nach seinem Architekturstudium der bildenden Kunst zu, als er sich in Mexiko-Stadt aufhält, wo er sich 1986 niederlässt. Auf seinen zahlreichen Spaziergängen durch die Metropole beobachtet und dokumentiert er das tägliche Leben in der und um die Hauptstadt mittels performativer Aktionen. Die Stadt wird zu seinem Material, und der Körper in Bewegung sowie die Spielregeln, die er sich selbst auferlegt, werden zu seinen Instrumenten, während der Film die Spur seiner Aktionen festhält. Im Lauf der Jahre dehnt Alÿs seine Streifzüge auf andere urbane Räume – von Havanna über Venedig und Jerusalem bis nach London – aus, indem er jeden dieser Orte durch seine Routen für sich neu erfindet. In seinem gesamten Werk hinterfragt er die
Verknüpfung zwischen künstlerischem Schaffen und politischer Intervention, arbeitet jedoch stets mit Anspielungen sowie mit bemerkenswerter Präzision und Effektivität, indem er die poetische Vieldeutigkeit dem frontalen politischen Kommentar vorzieht.
Ausstellungskuratorin: Nicole Schweizer