Jean Otth. Projektionsräume
Jean Otth (1940–2013), der zu den Pionieren der Videokunst in der Schweiz zählt, nutzt seit Ende der 1960er-Jahre die visuellen Möglichkeiten, welche die neuen Technologien bieten: das Dia als projiziertes und entmaterialisiertes Bild, das Fernsehen und seine Sprache sowie die experimentelle und bewegte Natur des Videos.
Die Ausstellung bietet einen Überblick über ein fast fünfzigjähriges Schaffen und alle vom Künstler verwendeten Techniken. Sie zeigt den Reichtum und die Vielfalt eines Werks, das durch die dialektische Spannung zwischen Darstellung und Nicht-Darstellung, Sichtbarkeit und Auslöschung, Anwesenheit und Abwesenheit geprägt ist und ständig bis hin zum Limit nach einem neuen Gleichgewicht sucht. Ob gemalt – auf Leinwand, Papier oder Spiegelglas –, gezeichnet – mit Bleistift, Spray oder Lack –, manipuliert – mit Hilfe des Monitors und des Videos, später des Computers –, projiziert – an die Wand, auf Papier, auf Gegenstände: stets ist das Bild, das der Erfassung des Realen dient, bald an-, bald abwesend. Die Möglichkeit seiner Materialisierung und damit seiner Sichtbarkeit steht im Zentrum von Jean Otths Arbeit. Der weibliche Körper und der Wunsch zu sehen, oder genauer, der Wunsch zu wissen, bilden über einen langen Zeitraum den sichtbaren Angelpunkt seiner Befragungen. Das Experimentieren mit verschiedenen Medien sucht den Raum der Möglichkeiten zu erweitern und führt zur Abstraktion der in den letzten zehn Jahren entstandenen Videoinstallationen.
Ausstellungskuratorin: Nicole Schweizer