
Jorge Macchi. Die versunkene Kathedrale
Der Begriff der Fiktion steht im Mittelpunkt des Werks von Jorge Macchi (geboren 1963, lebt und arbeitet in Buenos Aires). Mittels visueller Fallen, die vertraute Dinge (Uhren, Instrumente, Karten, Zeitungen usw.) in Szene setzen, hinterfragt der Künstler unsere Fähigkeit, das fragile Gleichgewicht des Alltags wahrzunehmen, das ständig durch Zwischenfälle bedroht ist.
Als Ausgangspunkt der für den Espace Projet konzipierten Installation dienen das siebenteilige Fenster des Raums. Jorge Macchi, der sich seit seinem 20. Lebensjahr für Claude Debussys Prélude La Cathédrale engloutie (Die versunkene Kathedrale) interessiert, setzte die Anzahl der Fensterteile zu jener der Glocken der Kathedrale von Lausanne in Beziehung und schuf ein Klangstück mit einer zufälligen, den Bewegungen des Publikums folgenden Komposition. Debussys Cathédrale engloutie und damit Macchis Installation beziehen sich auf die Sage der Stadt Ys, die an der bretonischen Küste gelegen hätte und im Meer versunken wäre. Manchmal könne man die Glocken der Kathedrale von Ys in den Tiefen des Ozeans läuten hören. Mit zahlreichen optischen und Echoeffekten inszeniert Jorge Macchi im Espace Projet die Erinnerung an Ys und an den Durchgang des Wassers.
Ausstellungskuratorin: Laurence Schmidlin, Kuratorin zeitgenössische Kunst