Visions du déluge (Visionen der Sintflut)

Visions du déluge (Visionen der Sintflut)

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Als wesentliche Episode der Menschheitsgeschichte in der jüdisch-christlichen Tradition hat die Sintflut nichts von ihrer Faszination verloren. Als Paradigma für das Ende der Zeiten, Spiegel des Jüngsten Gerichts, Symbol für die völlige Zerstörung und gleichzeitig als Versprechen eines Neubeginns hat der biblische Mythos unzählige Kommentare hervorgebracht, wurde jedoch auch Gegenstand zahlreicher bildlicher Darstellungen.

Seit dem 16. Jahrhundert bietet die Sintflut Künstlern ein beliebtes Experimentierfeld, auf dem der Mensch mit der aus dem Gleichgewicht geratenen Natur konfrontiert ist. Die Ausstellung lädt dazu ein, Sintfluten aus fünf Jahrhunderten auf rund hundert Bildern zu entdecken, die aus den größten Museen Europas stammen und die spektakulären Veränderungen zeigen, die dieses Themas seit der Renaissance erfahren hat. Angesichts der Schwierigkeit, das Chaos darzustellen, die universelle Bedeutung des Themas deutlich werden zu lassen, haben sich die Künstler mit den Ursachen der Katastrophe auseinandergesetzt (der Lasterhaftigkeit der Menschen vor der Sintflut), ihre Folgen vor Augen geführt (die verwüstete Erde), das Heil (Noah und seine Arche) oder die letzten Augenblicke der Menschen beschrieben, die verdammt sind, in der Wasserflut zugrunde zu gehen, aber auch die Flutkatastrophe auf ihrem Höhepunkt gezeigt. Massenbewegungen oder Familienszenen, Figur oder Landschaft, Pyramide oder Wasserstrudel, die Sintflut passt sich jeder Ästhetik an. Mit dem 18. Jahrhundert geht der sakrale Charakter der Welt in zunehmenden Masse verloren, während sich eine beachtliche wissenschaftliche Neugier einstellt; die Darstellung der Sintflut nähert sich somit der Schilderung von ‚Revolutionen der Natur’ – Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Stürmen –, die beim fernen Beobachter den ‚köstlichen Schrecken des Erhabenen’ auslösen.

Bill Viola, Paul Pfeiffer als Vertreter der zeitgenössischen Kunst, Pontormo, Abraham Bloemaert, Girodet, Jean-Baptiste Regnault, Géricault, Turner, John Martin, Gleyre, Gustave Doré und viele andere Künstler, die von der Renaissance bis ins 21. Jahrhundert die Geschichte des Themas illustriert haben, sind hier vereint und liefern ihre Interpretation der Unmässigkeit und des Allgemeingültigen. Die Ausstellung, die alle Säle des Museums umfasst, erkundet den visuellen Reichtum dieser berühmten Geschichte aus der Genesis, die Künstlern die verschiedensten Themen geliefert hat und Anlass bot, sie auf unterschiedlichste Weise zu verarbeiten, und die zudem in der Zeit der grossen Umweltkatastrophen nicht aufgehört hat, uns Fragen zu stellen.
Diese Ausstellung, die auf ihrer Station in Lausanne um zahlreiche Leihgaben und vor allem um eine Einleitung aus Exponaten zeitgenössischer Kunst erweitert wurde, ist ein Gemeinschaftsprojekt der Réunion des Musées Nationaux, Paris, des Musée cantonal des Beaux-Arts, Lausanne und des Musée Magnin in Dijon.

Publikation

Visions du déluge

Mit Texten von Rémi Cariel, Jean-Claude Lebensztejn, Maria Susana Seguin und Sylvie Wuhrmann, Koedition MCBA, Lausanne / Réunion des musées nationaux, Paris, 2007, fr., 128 S.

CHF 46.-

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