Saalführer
Alice Pauli und die Druckgrafik

Getragen von ihrer Leidenschaft für zeitgenössische Kunst, hat Alice Pauli seit der Eröffnung ihrer Galerie im Jahr 1961 bis in die frühen 2000er-Jahre regelmässig Ausstellungen von Druckgrafiken veranstaltet.

In den 1960er-Jahren erlebt die Druckgrafik, eine Vervielfältigungskunst, einen neuen Aufschwung. Die Drucke, die in limitierten Auflagen ediert, von den Kunstschaffenden signiert und nummeriert, in Serien oder einzeln abgezogen werden, sind ein Mittel, um bei einem mit der Moderne weniger vertrauten Publikum den Wunsch zu wecken, aktuelle Kunst zu sammeln. “Die jungen englischen Künstler sind bei uns noch nicht bekannt, und wir denken daran, für eine erste Ausstellung Stiche und Lithografien zu zeigen, denen eine Gemäldeausstellung folgen könnte”, schreibt Alice Pauli 1967 an Alecto, einen der Londoner Verlage, bei denen sie sich eindeckt.

Die Druckgrafik bietet den Kunstschaffenden eine weite Verbreitung ihrer Arbeit und der Käuferschaft die Möglichkeit, ein Originalwerk zu einem günstigen Preis zu erwerben. Für die Lausanner Galeristin ist sie zudem eine Gelegenheit, berühmte Vertreterinnen und Vertreter der zeitgenössischen Kunst in ihre Tätigkeit einzubinden. Kupferstiche und Lithografien werden im Allgemeinen dem Siebdruck – einer damals vor allem von Werbeagenturen verwendeten Technik – vorgezogen, damit der Kundschaft qualitätsvolle Drucke angeboten werden können, die sich von kommerziellen Abzügen unterscheiden.

Um Druckgrafiken von Kunstschaffenden aus der Schweiz, Europa und den Vereinigten Staaten zu zeigen, arbeitet Alice Pauli mit Verlagen und Galerien in Basel (Galerie Beyeler), London (Waddington Graphics), New York (Parasol Press, Petersburg Press) und Los Angeles (Gemini) zusammen.

Im Laufe der Jahre begleitete Alice Pauli mehrere Kunstschaffende persönlich bei der Gestaltung, der Edition und dem Verkauf von Druckgrafiken, darunter Catherine Bolle und Jean Lurçat. Die Ausstellung vereint fünfzehn Künstlerinnen und Künstler, deren Werke in ihrer Galerie ausgestellt waren. Einige der hier gezeigten Werke wurden aus dem Nachlass Alice Pauli ausgewählt, den das Musée cantonal des Beaux-Arts im Musée Jenisch Vevey – Cabinet cantonal des estampes deponiert hat.