Die Gäste der Sammlung

Ein neues Konzept für die Sammlungspräsentation

Die «Gäste der Sammlung» sind Werke aus dem Besitz von Privatpersonen, mit denen das MCBA seit Langem vertrauensvolle und freundschaftliche Beziehungen pflegt. Die Leihgaben werden für einen grösseren Zeitraum, der bis zu achtzehn Monate dauern kann, zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, neue Begegnungen mit den Sammlungsbeständen des MCBA zu ermöglichen, einem Ensemble, das keineswegs erstarrt ist, wie man das allzu oft meint, sondern sich in ständiger Bewegung befindet. Die «Gäste» eröffnen neue Perspektiven für die künftige Entwicklung der Sammlung, verweisen auf Lücken und bieten Assoziationen an. Auf ungewöhnliche Weise lassen sich so eine Zeitlang selten ausgestellte Werke entdecken, die von ihren Besitzerinnen und Besitzern grosszügig zur Verfügung gestellt werden.

"The Concert"

Ende des 17. Jahrhundert, nach einer Tapisserie aus der Manufaktur von John Vanderbank

The Concert, Ende 17. Jahrhundert. London, von Leonard Chabaneix zur Verfügung gestelltes Stück, Dezember 1700. Nach einer Tapisserie der Manufaktur von John Vanderbank. Wolle und Seide, 278 x 350 cm, 7,5 bis 9 Kettfäden pro cm. Fondation Toms Pauli, Lausanne, Inv. Toms 79. Sammlung des Staats Waadt

Dieser Wandteppich im sogenannten japanischen oder indischen Stil, der 1993 von Mary Toms dem Staat Waadt vermacht wurde und in der Sammlung alter Tapisserien der Fondation Toms Pauli bewahrt wird, ist von Lackarbeiten angeregt, welche die Ostindien-Kompanie im 17. Jahrhundert importierte. Auf kleinen, über die tabakbraune Fläche der Bildwirkerei verteilten Inseln sind mehrere Gruppen von Personen angeordnet, die sich durch ihre Kleider und Attribute als Türken und Inder identifizieren lassen.

Die Komposition, deren narrative Elemente zum Horizont hin kleiner werden, zeigt zur Linken die Ankunft eines Würdenträgers mit seiner Eskorte, in der Mitte einen vor einem Pavillon sitzenden Radscha, den Dienerinnen umgeben, zur Rechten zwei Musikerinnen, die Zither und Tabla spielen, und weiter oben verschiedene Personen, die weniger leicht zu identifizieren sind.

Die Szene gibt seitenverkehrt die Figuren und Dekorelemente einer Tapisserie von 1690–1700 wieder, die der englischen Manufaktur von John Vanderbank zugeschrieben wird. Die reich verzierte Bordüre weist Blumen, Papageien, Räuchergefässe, kleine, mit Gegenständen beladene Platten und Kriegstrophäen auf. Dieser kostbare, meisterhaft ausgeführte Wandteppich zeugt von der Vorliebe der damaligen Zeit für die Exotik.

Die Fondation Toms Pauli

Die im Jahr 2000 vom Staat Waadt gegründete Fondation Toms Pauli befindet sich seit 2020 im Herzen des Kunstquartiers Plateforme 10 in Lausanne. Die Aufgaben der auf Schweizer und internationaler Ebene tätigen Stiftung bestehen darin, die von ihr bewahrten Textilkunst-Sammlungen zu untersuchen, zu pflegen und zur Geltung zu bringen. Dieses Kulturerbe besteht aus einem prestigeträchtigen Ensemble europäischer Tapisserien und Stickereien des 16. bis 19. Jahrhunderts und einer Sammlung von Textilwerken des 20. Jahrhunderts.

Die Werke der Stiftung sind in Sonderausstellungen auf der Plateforme 10, in der Schweiz und im Ausland zu sehen. Ausser auf besondere Einladung wie für The Concert gehören sie nicht zum Rundgang durch die Dauerausstellung des MCBA.

Weitere Informationen: toms-pauli.ch