Geschichte

Die Anfänge

1804
Daniel-Alexandre Chavannes, Mitglied der Société d’émulation du canton de Vaud, schlägt Louis Ducros, einem in Rom lebenden Waadtländer Künstler, vor, an der Gründung einer Zeichenschule in Lausanne mitzuwirken.

1808
Nach seiner Rückkehr nach Lausanne erteilt Ducros Zeichenunterricht und stellt seinen Schülern Gemälde italienischer Meister und seine eigenen Aquarelle zur Verfügung.

1811
Aufgeklärte Bürger lancieren eine Subskription, um die Zerstreuung der Sammlung des 1810 verstorbenen Ducros zu verhindern. 1816 wird der ursprüngliche Fundus der Sammlung des zukünftigen Musée des Beaux-Arts (mehr als 650 Werke) gebildet, nachdem die Subskribenten vom Staat Waadt entschädigt worden waren.

Das Museum in der Akademie

1818
Unweit der Kathedrale wird in der Akademie von Lausanne ein erstes kantonales Museum eingerichtet. Es vereint naturwissenschaftliche Sammlungen und die Sammlung Ducros für bildende Kunst.

1821
Eine Zeichenschule wird in der Akademie eröffnet. Ihr erster Direktor im Jahr 1822 ist der Maler Louis Arlaud.

1834
Arlaud stellt eine Geldsumme für die Errichtung eines Gebäudes zur Verfügung, das die Zeichenschule und ein Kunstmuseum aufnehmen soll. Mit dem Bau im Süden der Place de la Riponne wird der klassizistische Waadtländer Architekt Louis Wenger beauftragt.

1840
Der untere Teil des neuen Gebäudes wird von der Stadt Lausanne finanziert, die dort Primarschulen unterbringt. Der Staat Waadt, der den oberen Teil übernimmt, richtet im Erdgeschoss die Zeichenschule und im ersten Stock ein Kunstmuseum ein.

Das Musée Arlaud

1841
Das Musée Arlaud wird eröffnet. Neben der Sammlung Ducros stellt es von Louis Arlaud gespendete Werke der französischen Schulen und des Nordens aus.

1845 – 1894
Jean-Samson Guignard, Charles Lardy, Auguste Piot, Godefroy de Blonay und Léon de la Cressonnière lösen einander als Museumsdirektoren ab. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt der Schwerpunkt auf dem Aufbau einer Sammlung zeitgenössischer Schweizer Kunst.

1850
Eine erste grosse Wechselausstellung findet im Musée Arlaud statt. Zu sehen ist L’Exécution du Major Davel, ein monumentales Gemälde, für das Charles Gleyre, ein Waadtländer akademischer Maler, der in Paris lebt, den Auftrag erhielt.

1871
Der Russe Gabriel de Rumine vermacht der Stadt Lausanne eine grosse Geldsumme für die Errichtung eines öffentlichen Gebäudes.

1888
Die Stadt Lausanne und der Staat Waadt beschliessen, ein Gebäude zu errichten, das zum Teil durch das Vermächtnis von Gabriel de Rumine finanziert wird und in dem die allgemeinen Dienste und bestimmte Hörsäle der Universität, die Kantonsbibliothek und verschiedene Museen, darunter das Kunstmuseum, untergebracht werden.

1889
Für den Bau des zukünftigen Palais de Rumine zwischen Place de la Riponne und Cité-Hügel wird ein internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben. 1890 erhält das neo-florentinische Projekt des Lyoner Architekten Gaspard André den Zuschlag.

1894 – 1935
Emile Bonjour leitet das Museum. 1896 erwirbt er ein erstes Gemälde von Félix Vallotton, Grundstein der grössten öffentlichen Sammlung des Künstlers (heute 556 Werke). Nach der Schliessung des Musée Arlaud im Jahr 1904 organisiert er den Umzug der Museumssammlung und ihre Einrichtung im Palais de Rumine.

Der Palais de Rumine

1906
Der Palais de Rumine wird eingeweiht. Am 17. Juli findet die offizielle Eröffnung des Musée des Beaux-Arts im zweiten Stock des Nordflügels statt.

1908
Émile Bonjour vermittelt den Erwerb des Atelierfundus von Charles Gleyre, der heute ein Pfeiler der Sammlung ist (heute 487 Werke). Er überzeugt den Lausanner Arzt Henri-Auguste Widmer, seine Sammlung moderner und internationaler Kunst dem Museum zu vermachen. 1915 weist er den Kanton auf den Platzmangel des Museums im Palais de Rumine hin.

1936 – 1951
Jean Descoullayes leitet das Museum. 1936 und 1939 nimmt er die Sammlung von Henri-Auguste Widmer, die seinem Vorgänger versprochen worden war (335 Werke), in Empfang. 1938 organisiert er eine Retrospektive der Künstlerin Alice Bailly, die erste Wechselausstellung in einem Museum, das zuvor nur seine Sammlung gezeigt hat. Ab 1942 ersetzen Wechselausstellungen (Groupe 33 de Bâle, Les peintres du Léman, Art hollandais moderne, Quarante ans d’art italien: du futurisme à nos jours, Trésors de l’art vénitien, Gauguin: exposition du Centenaire) die nur noch zeitweilig präsentierte Sammlung ab.

1951 – 1962
Ernest Manganel leitet das Museum. Er erwirbt ein umfangreiches Konvolut an Zeichnungen von Louis Soutter, der heute zu den wichtigsten Künstlern der Sammlung zählt (623 Werke). Bis in unsere Zeit wechselt das Programm zwischen der Präsentation der Berühmtheiten der Sammlung (Louis Ducros, Félix Vallotton, René Auberjonois, Louis Soutter, Marius Borgeaud), der zeitgenössischen Waadtländer Kunst (Salon des jeunes, Ausstellungen der Gesellschaft der Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten) und der internationalen Kunst (Rythmes et couleurs, Du futurisme à l’art abstrait).

1962 – 1981
René Berger leitet das Museum. 1962 findet die erste Internationale Biennale der Tapisserie statt, die 15-mal im Museum abgehalten wird. 1963, 1966 und 1970 organisiert er drei Ausgaben des Salon international de galeries-pilotes, ein innovatives Konzept, das Galerien aus der ganzen Welt nach Lausanne bringt, um die wichtigsten Strömungen der internationalen zeitgenössischen Kunst vorzustellen. 1966 gelangen mehr als 180 Werke der Waadtländerin Aloïse in die Sammlung. 1970 veranstaltet Berger eine Théophile-Alexandre Steinlen-Retrospektive, dessen Werke seither gesammelt werden (bis heute 586 Werke). 1980 initiiert er die Gründung eines Vereins der Freunde des Museums.

1981 – 1991
Erika Billeter leitet das Museum. Sie widmet der zeitgenössischen Schweizer und internationalen Kunstszene grosse Ausstellungen (Berlin, la rage de peindre, Luciano Castelli, New York Now, Joseph Beuys, Martin Disler, Christo, Peintres mexicains, Leiko Ikemura, Alfred Hofkunst, Francesco Clemente, Erik Fischl, Rolf Iseli) und organisiert anspruchsvolle Themenausstellungen (L’autoportrait à l’âge de la photographie, La femme et le surréalisme, Nature – création du peintre). Zudem werden die Sammlung und ihre bedeutendsten Künstler (Les frères Sablet, Louis Ducros, Arnulf Rainer-Louis Soutter, La Suisse romande entre les deux guerres, Gustave Buchet, Chefs-d’œuvre du Musée cantonal des Beaux-Arts) sowie junge Kunstschaffende aus dem Kanton Waadt präsentiert (Jean Otth, Silvie und Chérif Defraoui, Jean Lecoultre).

1991
Der Staatsrat fasst den Beschluss, für das Musée des Beaux-Arts ein eigenes Gebäude zu errichten.

1991 – 2000
Jörg Zutter leitet das Museum. Er widmet der Sammlung im Hinblick auf den Bau eines neuen Museums besondere Aufmerksamkeit, tätigt ehrgeizige Ankäufe (La Danse des bacchantes von Charles Gleyre), widmet ihr drei Räume zur ständigen Präsentation, startet die Reihe Les Cahiers du Musée und organisiert Retrospektiven der in Lausanne am besten vertretenen Künstler (Louis Ducros, Félix Vallotton, La collection dévoilée, René Auberjonois, Ernest Biéler, Jean Otth). Gleichzeitig öffnet er seine Ausstellungen immer wieder für die internationale moderne Kunstszene (Balthus, Aristide Maillol, COBRA, Gustave Courbet, Edouard Vuillard) und die zeitgenössische Kunst (Bruce Nauman, Michel Verjux, Christian Boltanski, Bill Viola, Sophie Calle, Thomas Huber).
1999
Potenzielle Standorte für das neue Museum werden erkundet. 2001 fällt die Wahl auf den Lausanner Standort Bellerive am Ufer des Genfersees.

2001 – 2006
Yves Aupetitallot leitet das Museum. Um die Zukunft des Museums vorzubereiten, programmiert er Ausstellungen, die den grossen Stunden seiner Geschichte gewidmet sind (Inside the sixties : g.p. 1.2.3. Le Salon international de galeries-pilotes à Lausanne), erkundet die nationale (Olivier Mosset) und internationale Szene (Ellsworth Kelly, Albert Oehlen, Tom Burr) und stärkt die Beziehungen des Museums zu Privatsammlungen (Sammlung Pierre Huber). Die Retrospektiven der berühmten Waadtländer werden fortgesetzt (Louis Soutter, Eugène Burnand, Alice Bailly, Charles Gleyre). 2003 findet die erste Ausgabe der Accrochage [Vaud] statt, eine jährliche Veranstaltung, die der lokalen Kunstszene gewidmet ist.

2002 – 2005
Eine Stiftung für den Bau eines neuen Musée des Beaux-Arts wird gegründet. Der Grosse Rat des Kantons Waadt bewilligt die Kredite für die Vorstudien zu dem für 2008–2009 geplanten neuen Museum. 2004 wird ein internationaler Architekturwettbewerb für ein neues Museum in Bellerive ausgeschrieben. 2005 wird das Projekt von Berrel Wülser Kräutler Architekten aus Zürich gewählt.

2007 bis 2022
Bernard Fibicher leitet das MCBA. Er erweitert die Sammlung kontinuierlich durch bedeutende Ankäufe (La Tarentelle von Jacques Sablet) und Ausstellungen, die den wichtigsten Beständen gewidmet sind (Steinlen, Grasset, Aloïse, Alex Katz & Félix Vallotton, Raisons et Sentiments). Thematische Ausstellungen (Incongru: quand l’art fait rire, Comme des bêtes) wechseln sich ab mit Ausstellungen moderner (Giovanni Giacometti, Marino Marini und Germaine Richier, Piero Manzoni, August Strindberg) und zeitgenössischer Kunstschaffender (Alfredo Jaar, Renée Green, Esther Shalev-Gerz, Kader Attia, Giuseppe Penone, Yael Bartana). Das MCBA öffnet sich auf nicht-westliche Künstler (Magie du paysage russe, Nalani Malani und Ai Weiwei, die letzte Ausstellung im Palais de Rumine).

2008 – 2018
Ein Studienkredit, um das Projekt zum Bau eines neuen Museums in Bellerive zu Ende zu führen, wird in einer Volksabstimmung abgelehnt. 2009 genehmigt der Staatsrat die Wahl eines neuen Standorts für das künftige Museum in der Nähe des Lausanner Bahnhofs. 2010 wird ein zweiter internationaler Architekturwettbewerb ausgeschrieben. 2011 wird das Projekt des Architekturbüros Estudio Barozzi Veiga in Barcelona gewählt. 2012 wird beschlossen, auf demselben Areal ein eigenes Kunstviertel zu schaffen, die PLATEFORME 10, die neben dem MCBA bis 2021 auch das mudac und das Musée de l‘Elysée aufnehmen wird. 2016 findet der erste Spatenstich für das zukünftige MCBA statt. 2018 erhält die Einrichtung einen neuen Rechtsstatus als Stiftung des öffentlichen Rechts.

Gaspard André, Project for the Palais de Rumine's front facade, 1890, pencil and watercolour on paper, 37,5 x 104 cm © Archives de la Ville de Lausanne, série des plans (F5 721/2)

PLATEFORME 10

Der Zusammenschluss des Musée Cantonal des Beaux-Arts (MCBA), Photo Elysée und des mudac mit den Stiftungen Toms Pauli und Félix Vallotton bildet ein neues, 25.000 m² grosses Kunstquartier im Herzen der Stadt Lausanne.

Im Jahr 2022 übernimmt Juri Steiner die Leitung des MCBA. Der Zürcher Kunsthistoriker hat eine reiche und vielfältige Karriere im Kulturbereich aufgebaut, darunter die Expo.02, die Leitung des Zentrums Paul Klee in Bern und die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Pavillon an der Weltausstellung 2005, dem Centre Dürrenmatt und dem Schweizerischen Nationalmuseum.

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